Aus dem Roman „Gefangen in der Eiswelt“, Die Verhandlung

„Das ist der Junge“, rief einer. Sofort stürzten sich mindestens vier von ihnen auf Phil. Sie schleiften ihn die Treppe hinunter und anschließend in eine große, aufgeklappte Holzkiste auf Rädern. Er wurde auf eine harte Bank gestoßen, kräftige Hände umklammerten seine Oberarme wie Schraubstöcke. Die Klappe knallte zu und wurde von außen verriegelt. Das Licht, das durch feine Ritzen eindrang, reichte nicht aus, um etwas zu erkennen.
Als es ihn heftig durchschüttelte, wusste Phil, dass sie fuhren. Je mehr er auf und ab hüpfte, desto fester gruben sich die fremden Finger in seine Muskeln.
Dann hörte das Hüpfen auf. Niemand sprach oder bewegte sich, nicht einmal Atemgeräusche waren zu hören. Die Klappe ging hoch, zwei Männer sprangen mit Phil auf die Pflasterstraße und brachten ihn zum Kuppeltor, wo Assa wartete.
Das Tor war geöffnet, eiskalte Luft strömte ein. Assa schien das nichts auszumachen. Sie war in den Anblick ihres Stocks vertieft, dessen Knauf, eine kristallklare Kugel, sich allmählich schwarz färbte. Plötzlich hielt sie Phil eine Klinge an die Brust, die wie ein Bajonett auf der Stockspitze steckte. „Sag mir auf der Stelle, was ihr vorhabt! Wozu dient der schwarze Kasten?“
„Der Kasten bringt uns nach Hause. Gebt ihn zurück und ihr seid uns für immer los“, antwortete Phil.
„Was genau tut der Kasten?“, bohrte Assa weiter.
„Das kann ich nur zeigen.“
Ohne Vorwarnung rammte Assa Phil den Knauf des Stocks in den Bauch. „Für wie dumm hältst du mich?“
Phil krümmte sich, soweit es seine Bewacher erlaubten. Er atmete schnell und flach gegen den Schmerz. Verschwommen nahm er das Ende des Seils wahr, mit dem seine Hände gefesselt waren. Es baumelte lose herunter.
Als ihn die Wachmänner wieder nach oben zerrten, war die Klinge auf seine Wange gerichtet. „Antworte mir oder ich zerschneide dein hübsches Gesicht“, knurrte Assa.
„Wenn ich den Schalter drücke, baut sich ein Ring aus Licht auf und der zieht uns an einen anderen Ort. Der Kasten und wir sind weg. Alles ist wie vorher“, presste Phil hervor.
„Ich traue dir nicht.“ Assa ließ den Stock sinken und drehte den Knauf ab. „Du wirst als erster sterben, die Frau und den Mann hole ich mir noch.“ Sie befahl den Wachmännern, ihr zu folgen. „Wir erledigen das im Wald, die Schneebären werden sich um den Rest kümmern.“
In dem Augenblick, als sie sich von ihm abwendete, ließ Phil seinen rechten Fuß mit voller Wucht nach hinten schnellen. Er erwischte ein Schienbein. Als der getroffene Wachmann fluchend den Griff lockerte, machte Phil eine halbe Drehung und stieß dem anderen Wachmann das Knie in den Unterbauch, wie er es von Elisa im Drachenringspiel gelernt hatte. Gleichzeitig riss er sich los und stürmte an Assa vorbei durch das Kuppeltor ins Freie. Alles ging so schnell, dass ihn niemand aufhalten konnte. Irgendwann würde er sich bei Elisa dafür bedanken, dass sie ihm so viele Tricks beigebracht hatte – wenn er das hier überlebte.

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